SIEH, VATER, AUF DER UNSEREN SCHAR

ERWÄGUNG

448Xaverius war ausgesetzt Gefahren
die mit dem Schiffbruch eng verbunden waren;
sie brachten ihn in höchste Lebensnot -
nur Gott konnt ihn bewahren vor dem Tod.
449In diesen folgeschweren Augenblicken
fühlt er sich tief vereinigt voll Entzücken
mit seinen Ordensbrüdern überall
auf Erden hier und dort im Himmelssaal.
450Er dachte an ihr edles, reines Streben,
an ihr verdienstvoll', gottgefälliges Leben;
um dessetwillen bat er innig Gott,
er möcht' bewahren ihn vorm Seemannstod:
451So übersinnlich war sein ernstes Sinnen
und tief und warm sein brüderliches Minnen -
er war so ganz verknüpft mit seiner Schar,
mit der familienhaft geeint er war.
452Weil sie vor Gottes Antlitz reich erblühte
und sich um Gottes Wohlgefallen mühte,
glaubt er von Gott besonders sich geschützt
und für sein Reich als Werkzeug treu benützt.
453Auch ich darf mich mit großem Dank berufen,
wenn Satans List und eigene Schwäche hufen,
wenn drückt der eigenen Fehler bittere Qual,
auf unser großes Gnadenkapital,
454auf all die edlen, reinen, starken Seelen,
die täglich neu den Herrn als Bräutigam wählen,
auf denen wohlgefällig ruht sein Blick,
um deretwillen er betreut mein Glück.

GEBET

455Ich opfere täglich sie und all ihr Streben,
ihr heiliges, starkes Liebes-, Opferleben:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
456Wenn die Versuchung mich will übermannen
und Welt und Satan ziehen nicht von dannen:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
457Wenn Lebensungesichertheiten dräuen
und Feinde Bomben und Granaten streuen:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
458Wenn die Verfolgung klebt an meinen Spuren
und sich in Wüsten wandeln alle Fluren:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
459Und wenn mein Leben hängt an einem Faden,
weil Feinde lauern mir auf allen Pfaden:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
460Wenn man mein Lebenswerk mit allen Tücken
aus blindem Haß zerstören will, zerstücken:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
461Wenn man mich anklagt aller Häresien
und alle meine Stützen von mir fliehen:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
462Wenn man von meiner Seite mir will reißen
die Seelen, die ich durfte unterweisen:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
463Wenn Mut und das Vertrauen mir entsinken,
weil gar zu schwere Werke vor mir blinken:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
464Wenn ich die Meinen nicht kann klug beraten,
nicht schützen vor des Leib's, der Seele Schaden:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
465Wenn Satan kämpft mit listigen, wuchtigen Streichen,
um Gott aus meinem Leben auszustreichen:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
466Wenn Gott ihn scheinbar läßt nach außen siegen,
und alles um mich her mich will bekriegen:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
467Wenn ich vor Gott mich arm und bloß empfinde,
sich vor mir öffnen abgrundtiefe Schlünde:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
468Wenn mir des Lebens letzte Stunde schlagen
und mein Gewissen sich will herb beklagen:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
469Wenn ich vor Gottes Richterstuhle stehe
und ernst befürchten muß sein hartes Wehe:
Sieh, Vater, gnädig auf der Unseren Schar,
zeig dich um ihretwillen wunderbar.
470Ich bin den Meinen innerlich verbunden,
daß als Zweieinheit wir uns stets empfunden:
Ich leb und zehr von ihrer Heiligkeit,
bin auch zu sterben für sie gern bereit.
471So innig-treu bin ich verknüpft mit ihnen,
daß eine Stimme immer spricht von innen:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
472Wenn wilde Lebensstürme mich umbrausen
und in der Seele Leidenschaften hausen:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
473Wenn mich die Welt mit ihrer Lust will locken,
das Herz ist müde, abgekämpft und trocken:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
474Wenn mir das Höhenstreben ist verleidet,
die hochgespannte Schwungkraft von mir scheidet:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
475Wenn links man überall mich stets läßt liegen
und keiner Forderung ich kann genügen:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
476Wenn auf mir liegen schwere Arbeitslasten
und alles drängt zum Wühlen und zum Hasten:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
477Wenn mir die Nerven üble Streiche spielen
und Mißerfolge meinen Eifer kühlen:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
478Wenn mir durchkreuzt sind alle großen Pläne
und die Umgebung wild mir zeigt die Zähne:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
479Wenn ich bin leid die stille Treu' im Kleinen
und näher steht als Lachen wehes Weinen:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
480Wenn Gottes Geist micht drängt zu Höhenflügen
und ich möcht müde in der Ecke liegen:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
481Wenn der Gehorsam mir stellt schwere Proben
und keine warme Sonne scheint nach oben:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
482Wenn mich der Armut Enge schwer will drücken,
Sirenensang die Sinne will berücken:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
483Wenn schwer mir wird, allein des Wegs zu gehen
und andere in der Eh' voll Glück zu sehen:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
484Wenn mich der Trieb zum eigenen Kind bedränget,
die jetzige Lebensform mich arg beenget:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
485Wenn ich von Arbeit müde bin geworden
und neue Fragen stehn vor meinen Pforten:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.
486Wenn ich vor wichtiger Entscheidung stehe
und doch nicht gerne Opferwege gehe:
Dein Sein und Leben wirkt auf sie zurück,
bestimmt ihr Mißgeschick und mehrt ihr Glück.

ERWÄGUNG

487In Christus Jesus sind wir eng verbunden,
vereinigt tief in seinen heiligen Wunden -
wir seine Glieder, er das große Haupt:
Das ist die Botschaft, die uns niemand raubt.
488Als seine Glieder können wir verdienen
und Recht auf Gnad' und Glorie gewinnen.
Soweit wir seine wahren Glieder sind,
ist Vater allezeit uns wohlgesinnt.
489Wenn wir in Sein und Leben Christus gleichen,
dann dürfen wir die Hand einander reichen:
Die Frömmigkeit des einen kommt zugut
den anderen allen durch des Heilands Blut.
490So will Familienliebe uns beflügeln,
die bösen Leidenschaften ernst zu zügeln,
zu streben nach der höchsten Heiligkeit
voll Opferkraft und schlichter Fröhlichkeit.
491Die eigene Heiligung wird Familienliebe,
hilft der Familie froh durch alles Trübe,
zieht Vaters Freudenblick auf sie herab,
ist für sie sicherer Dauerschutz und Stab.
492Sie steht in des Apostolates Rahmen
und hilft den Seeleneifer zu entflammen.
Sie ist ein unzerreißbar starkes Band,
das uns zusammenhält in Stadt und Land.